Millionenfacher Vogelfang im Mittelmeerraum
Millionen Zugvögel sterben jedes Jahr auf ihrem Weg in die Überwinterungsgebiete und zurück. Sie werden illegal gejagt, in manchen Ländern ist der Fang und Verkauf von Wildvögeln ein Millionengeschäft. Vom 12. bis 15. Juli treffen sich nun erstmals im Rahmen der Bonner Konvention zum Schutz wandernder Tierarten (CMS) Regierungsvertreter der Mittelmeerländer um gemeinsam in Kairo zu beraten, wie sie die illegale Verfolgung von Zugvögeln erfolgreich bekämpfen können.
„Diese Konferenz ist ein enorm wichtiger Schritt. Während einige Länder mit hohem finanziellen Aufwand Vögel und ihre Lebensräume schützen, werden die Tiere in anderen Ländern illegal verfolgt. Besonders kritisch ist dabei der Mittelmeerraum von Südeuropa über Nordafrika bis in den Nahen Osten“, so Lars Lachmann, NABU-Vogelschutzexperte. Er wird, gemeinsam mit Vertretern der Bundesregierung, die Konferenz vor Ort begleiten.
Ägypten ist einer der Schwerpunkte des illegalen Vogelfangs. Das gewaltige Ausmaß wurde im Jahr 2013 in Deutschland bekannt. Ein Filmteam des Bayerischen Rundfunks hatte auf einer Strecke von über 700 Kilometern entlang der gesamten ägyptischen Mittelmeerküste – vom Gaza-Streifen im Osten bis zur libyschen Grenze im Westen – Fangnetze entdeckt. Eine Distanz so weit wie von Hamburg nach Stuttgart.
Ägypten ist zugleich auch das Land mit der größten Zahl getöteter Zugvögel im gesamten Mittelmeerraum. Einer aktuellen Studie zufolge, die im Auftrag der NABU-Dachorganisation BirdLife International erstellt wurde, landen während des Herbstzugs von Mitte August bis Ende Oktober etwa zwölf Millionen Zugvögel in den Netzen entlang der ägyptischen Mittelmeerküste. Dies entspricht einem Handelswert von etwa 40 Millionen Euro. Die meisten der gefangenen Vögel werden auf Märkten verkauft, um als Delikatesse verspeist zu werden.
Für den gesamten Mittelmeerraum muss derzeit von mindestens 25 Millionen illegal geschossenen oder gefangenen Zugvögeln pro Jahr ausgegangen werden. Dies zeigte eine weitere Studie von BirdLife International. Die Brennpunkte sind dabei Malta, Zypern, Syrien, Libanon und Ägypten. Betroffen sind fast alle Zugvogelarten, darunter Neuntöter, Pirol, Nachtigall, Kuckuck und Ziegenmelker.
2013 hatte der NABU insgesamt 115.000 Unterschriften gegen den illegalen Vogelfang gesammelt und an die ägyptische Regierung übergeben. Der NABU unterstützt intensiv die Bemühungen seiner Partnerorganisation vor Ort und des ägyptischen Umweltministeriums im Kampf gegen den massiven Vogelfang.
Video-Dokumentation des illegalen Vogelfangs in Ägypten
Die Konferenz in Kairo/Ägypten ist das erste Treffen einer zu diesem Thema neu gegründeten Arbeitsgruppe im Rahmen der UN-Konvention zum Schutz wandernder Tierarten (CMS), nach ihrem Gründungsort auch Bonner Konvention genannt. Die CMS hatte auf der 11. Vertragsstaatenkonferenz im November 2014 in Quito/Ecuador die Einsetzung einer „Zwischenstaatlichen Arbeitsgruppe zur Bekämpfung der illegalen Verfolgung von Vögeln im Mittelmeerraum“ beschlossen. Neben den Regierungen der Mittelmeerländer sind Regierungsvertreter aus den Herkunftsländern der Zugvögel und NGOs als Unterstützer und Beobachter eingeladen. Eine bereits seit 2013 bestehende internationale Arbeitsgruppe zur Bekämpfung des Vogelfangs in Ägypten tagt im Zusammenhang mit dieser Konferenz.
Kämpfe für den Erhalt der EU-Naturschutzrichtlinien!
In der EU setzt die EU-Vogelschutzrichtlinie strenge Maßstäbe an die Jagd auf Vögel und hat damit seit ihrer Verabschiedung im Jahr 1979 zu einem drastischen Rückgang des Vogelfangs in Europa geführt. Netzfang und Frühjahrsjagd sind hier grundsätzlich verboten.
Laut einer kürzlich veröffentlichten Studie von BirdLife International werden aber selbst im EU-Land Italien noch heute 5,6 Millionen Vögel jährlich illegal getötet, und im EU-Land Malta erlaubt eine zweifelhafte Ausnahmegenehmigung die Frühjahrsjagd auf die stark bedrohte und inzwischen auf der weltweiten Roten Liste geführte Turteltaube.
Der NABU fordert daher die EU-Kommission auf, die Vogelschutzrichtlinie noch besser umzusetzen und auf keinen Fall aufzuweichen, wie von verschiedenen Lobbygruppen gefordert. Die Aktion läuft bis zum 16. Mai, nehmen Sie jetzt teil: www.nabu.de/naturschaetze .
Du kannst Nabu im Kampf gegen den illegalen Vogelfang unterstützen und dabei helfen, dass Wandervögel in Ruhe rasten können. Unterschreibe dazu einfach die Petition von Nabu.
PR: NABU (Naturschutzbund Deutschland e.V.) 10108 Berlin
Titelbild: © NABU.de | Basem Rabia | Gartengrasmücke im Netz
Doch auch in Deutschland fallen viele Vögel den Vogelfangnetzen zum Opfer. Besonders auf Bahnhöfen und in Kleingartenanlagen, kannst du sehen das sich immer wieder Vögel in den Netzen verfangen. Lese dazu den Artikel „Vogelmord in Deutschland„.
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