Was ist eine gewerbsmäßige Vogelzucht?
Seit die Ringpflicht weggefallen ist züchten viele Halter, doch was ist eine Hobbyzucht und wann ist es eine gewerbsmäßige Vogelzucht? Gesetzestexte sind nicht immer einfach zu lesen und meistens interessieren sie einen auch nicht. Ganz ehrlich habe ich mich mit der Frage der gewerbsmäßigen Wellensittichzucht nur am Rande beschäftigt und nicht über Paragraphen gedacht. Doch als Mitglied in einem Rostocker Vogelverein bekommt man als Vogelhalter sehr viele Informationen über alle möglichen Themen. Bei der letzten Versammlung hatten wir u.a. das Thema gewerbsmäßige Vogelzucht.
Ab wann ist eine Zucht gewerbsmäßig?
Der Gesetzgeber hat für die Definition gewerbsmäßig eine klare Vorstellung:
Gewerbsmäßig handelt, wer sich durch wiederholte Tatbegehung eine fortlaufende Einnahmequelle von einiger Dauer und einigem Umfang verschaffen will. Dabei genügt schon die erste Tatbegehung in dieser Absicht.
In der allgemeine Verwaltungsvorschrift zur Durchführung des Tierschutzgesetzes (BAnz. Nr. 36a vom 22. Februar 2000) wird der Begriff noch weiter untermauert:
- § 12.2.1.5 Gewerbsmäßig im Sinne der Nummer 3 handelt, wer die genannten Tätigkeiten selbständig, planmäßig, fortgesetzt und mit der Absicht der Gewinnerzielung ausübt.
- § 12.2.1.5.1 Die Voraussetzungen für ein gewerbsmäßiges Züchten sind in der Regel erfüllt, wenn eine Haltungseinheit folgenden Umfang oder folgende Absatzmengen erreicht:
- Hunde: 3 oder mehr fortpflanzungsfähige Hündinnen oder 3 oder mehr Würfe pro Jahr,
- Katzen: 5 oder mehr fortpflanzungsfähige Katzen oder 5 oder mehr Würfe pro Jahr,
- Kaninchen, Chinchillas: mehr als 100 Jungtiere als Heimtiere pro Jahr,
- Meerschweinchen: mehr als 100 Jungtiere pro Jahr,
- Mäuse, Hamster, Ratten, Gerbils: mehr als 300 Jungtiere pro Jahr,
- Reptilien: mehr als 100 Jungtiere pro Jahr, bei Schildkröten: mehr als 50 Jungtiere pro Jahr
- Ein gewerbsmäßiges Züchten liegt in der Regel vor, wenn bei Vögeln regelmäßig Jungtiere verkauft werden und
- mehr als 25 züchtende Paare von Vogelarten bis einschließlich Nymphensittichgröße,
- mehr als 10 züchtende Paare von Vogelarten größer als Nymphensittiche (Ausnahme: Kakadu und Ara: 5 züchtende Paare)
gehalten werden oder bei sonstigen Heimtieren ein Verkaufserlös von mehr als 4000 DM jährlich zu erwarten ist.
Dem aufmerksamen Leser wird sicher aufgefallen sein, dass mit Gesetzestext regelmäßig und gehalten stehen. Mehr als 25 Paare Wellensittiche hat, die aber keine Brutmöglichkeiten bekommen, geht der Gesetzesgeber davon aus das eine gewerbsmäßige Vogelzucht betrieben wird. Der Verkauf bei Tierbörsen schließt ein gewerbsmäßiges Handeln ein, egal wie viele Vögel du besitzt.
Achtung beim Finanzamt
Nach dem Einkommensteuergesetz (EStG) ist der Verkauf von Tieren eine Einnahmequelle und sind steuerpflichtig. Diese müssen dem Finanzamt bei der Steuererklärung als Einnahmen vogelegt werden. Als Werbungskosten kannst du alle Ausgaben für deine Vögel gegenrechnen.
Vielen Dank für die Weitergabe dieses Artikels. Ich wusste nicht, dass es kommerzielle Vogelhaltung gibt. Ich freue mich darauf, mehr aus Ihrem Blog zu erfahren.
Vielen Dank für diesen gut formulierten und hilfreichen Artikel, der mir sehr bei der Recherche geholfen hat.
Liebe Grüße aus Hannover
W. Wengenroth
Ich habe en Nymphensittich Pärchen, muss ich eine Zucht anmelden?
Nein, du muss die Zucht nur anmelden, wenn du damit Geld verdienen möchtest.
Danke für den Artikel, ein guter Einstieg in die Vorbereitungen einer gewerbsmäßigen Zucht. Das die Ringpflicht entfallen ist, sollte nochmal bewusst auf Wellensittiche spezifiziert werden.
Vielleicht besteht auch die Möglichkeit auf die in Deutschland existierenden Verbände hinzuweisen die sich der Vogelzucht widmen, wie zum Beispiel dem Deutschen Kanarien- und Vogelzüchterbund e.V. unter http://www.vogelbund.de
Ich finde es wichtig, dass interessierte Züchterinnen und Züchter sich organisieren und stetig Schulungen besuchen, damit sie sich von privaten Vermehrern unterscheiden.
Danke für den tollen Artikel!