Animal Hoarding bei Wellensittichen

Animal Hoarding bei Wellensittichen

Animal Hoarding ist ein Phänomen, bei dem Menschen eine große Anzahl von Tieren halten, ohne ihnen die notwendige Pflege und Lebensqualität bieten zu können. Bei Wellensittichen, die als gesellige und pflegeleichte Heimtiere gelten, kann dies zu erheblichen Problemen führen. Dieser Artikel erklärt, was Animal Hoarding ist, welche Auswirkungen es auf Vögel hat und wie betroffene Tiere gerettet werden können.

Auf einen Blick …

Was ist Animal Hoarding?


Animal Hoarding hat nichts mit Tierliebe zu tun. Es handelt sich um eine psychische Störung, bei der Menschen Tiere auf eine Art und Weise sammeln, die sowohl für die Tiere als auch für den Halter gesundheitsschädlich ist. Bei Wellensittichen bedeutet dies oft, dass zu viele Vögel auf engem Raum gehalten werden, ohne ausreichende Ernährung, Hygiene oder tierärztliche Versorgung.

Eine Frau in ihrer Wohnung mit verwahrlosten Katzen und Hunden

Animal Hoarding wird oft als eine Form des Messie-Syndroms oder als Zwangsstörung betrachtet. Betroffene sammeln Tiere aus dem Bedürfnis heraus, ihnen helfen zu wollen, verlieren jedoch schnell die Kontrolle über die Anzahl und können die notwendige Pflege nicht mehr gewährleisten. Psychische Faktoren wie Einsamkeit, Verlust oder Traumata können eine Rolle spielen. br.de

Ursachen des Animal Hoarding


Die Ursachen für Animal Hoarding sind komplex und vielschichtig. Oft sind psychische Erkrankungen wie Zwangsstörungen, Depressionen oder ein gestörter Realitätsbezug der Auslöser. Manche Menschen empfinden Trost oder Gesellschaft durch Tiere, ignorieren aber deren Bedürfnisse.

Auswirkungen auf Wellensittiche

  • Gesundheitliche Probleme: In überfüllten Käfigen breiten sich Krankheiten schnell aus. Mangelnde Hygiene kann auch zu Parasitenbefall führen.
  • Verhaltensstörungen: Stress durch Platzmangel führt oft zu aggressivem Verhalten oder Federrupfen.
  • Mangelernährung: Bei unzureichender Fütterung erhalten viele Tiere nicht die notwendigen Nährstoffe.

Erkennen von Animal Hoarding

  • Überfüllte Volieren oder Käfige.
  • Starker, unangenehmer Geruch durch mangelnde Reinigung.
  • Vögel in schlechtem Gesundheitszustand (abgemagert, kahle Stellen, Verhaltensstörungen).
  • Die Halter sind oft nicht in der Lage, die Anzahl der Tiere genau zu bestimmen.

Rechtliche Aspekte


In Deutschland regelt das Tierschutzgesetz die artgerechte Haltung von Tieren. Wer gegen die gesetzlichen Vorschriften verstößt, muss mit Bußgeldern oder einem Tierhalteverbot rechnen. Betroffene Tiere können von Tierschutzvereinen gerettet werden.

Lösungsansätze und Hilfe

  • Frühzeitige Unterstützung: Freunde, Familie oder Nachbarn sollten eingreifen, wenn sie Anzeichen von Animal Hoarding bemerken.
  • Professionelle Hilfe: Psychologische Beratung kann den Betroffenen helfen, die Ursachen ihres Verhaltens zu verstehen und zu überwinden.
  • Tierschutzorganisationen: Diese können Tiere in Obhut nehmen und für artgerechte Pflege sorgen.

Wo können Menschen mit diesem Gesundheitsproblem Hilfe bekommen?

Betroffene können sich an verschiedene Stellen wenden, um Hilfe zu erhalten:

  • Psychologische und psychiatrische Einrichtungen: Fachärzte und Therapeuten können individuelle Behandlungspläne erstellen, um die psychischen Ursachen des Animal Hoarding zu behandeln.
  • Beratungsstellen: Organisationen wie der Sozialpsychiatrische Dienst oder spezialisierte Beratungsstellen bieten Unterstützung und Beratung.
  • Tierschutzorganisationen: Diese können nicht nur bei der Rettung von Tieren helfen, sondern auch betroffenen Haltern Wege aufzeigen, wie sie ihre Situation verbessern können.
  • Selbsthilfegruppen: Der Austausch mit anderen Betroffenen kann helfen, das Problem besser zu verstehen und Lösungen zu finden.

Aktuelle Fälle von Animal Hoarding bei Wellensittichen


Ein Mann mit einer psychischen Störung bei einer großen Anzahl von Vögeln.

In den letzten Jahren wurden mehrere gravierende Fälle von Animal Hoarding mit Wellensittichen bekannt:

  • Berlin, August 2022: In einer Berliner Wohnung wurden 135 Wellensittiche entdeckt, die unter beengten und unhygienischen Bedingungen lebten. Dieser Fall ist Teil eines besorgniserregenden Trends, da die Anzahl der Animal-Hoarding-Fälle in Berlin seit Jahren steigt.
    PETBOOK
  • Zürcher Unterland, Oktober 2021: Bei der Räumung einer Wohnung nach einem Todesfall stießen Behörden auf 165 Wellensittiche, die in einem einzigen Zimmer untergebracht waren. Die Vögel wurden in verschiedenen Tierheimen untergebracht und versorgt.
    HEUTE.AT
  • Stuttgart, Januar 2021: Das Tierheim Stuttgart nahm 94 Vögel, darunter zahlreiche Wellensittiche, aus einer Wohnung auf, in der sie sich unkontrolliert vermehrt hatten. Die Tiere litten unter Parasitenbefall und wurden medizinisch versorgt.
    BW24

Wenn du den Verdacht hast, dass jemand in deinem Umfeld unter Animal Hoarding leidet, wende dich an lokale Tierschutzorganisationen oder das Veterinäramt. Gemeinsam können wir das Leid der Tiere verringern und den Betroffenen helfen.

3 Kommentare
  1. Tanja
    Tanja sagte:

    Ein echt guter Beitrag!!
    Ich kann dazu nur sagen Diese Menschen wissen leider nicht was sie ihren Tieren mit ihrer Psychischen Problem antun.
    Deine Wellis haben es bestens so soll es auch sein,
    selbst wenn man viele Tiere hat.

    An diesen Kriterien erkannt man AnimalHoarding:
    -Wenn die Tiere zuwenig Platz haben weil sie soviele sind

    -Sie sich dauerfortplanzen und der Halter nichts dagegen unternimmt

    -Der Halter der Hygiene nicht mehr nachkommen kann, die Tiere somit in ihrem Dreck und kot leben müssen

    -Sie nicht ärztlich versorg werden

    ab da ist das wohl der Tiere in Gefahr und man sollte es sofort dem Tierschutz melden.

    Ich ürde mir sogerne wünschen das diese Menschen die soetwas machen keinerlei Tiere mehr halten dürften!

    Antworten
  2. Katrin
    Katrin sagte:

    Hallo,

    also ich kann mich eurer Meinung nur anschließen. Jasmin und ich kennen uns nun einige Jahre und ich würde sie genauso wenig als verrückt bezeichnen wie sie mich.

    Aktuell leben bei mir und meinem Mann 50 Wellis in der Mietwohnung, dieses Jahr sogar mit kleiner Zucht. Da wird man von vielen als „Nicht normal“ oder „Verrückt“ abgestempelt. Aber bin ich das? Es ist auch bei mir alles sauber, die Tiere sind ordentlich in einer schönen großen Zimmervoliere untergebracht, haben Natursitzäste und frische Knabberzweige, Spielzeug, gutes Futter und sauberes Wasser, sowie eine vogelkundige tierärztliche Versorgung. Hygiene ist mir sehr wichtig und ich reinige regelmäßig die Voliere und das Vogelzimmer.
    Viele können das nicht glauben und sind dann überrascht wenn sie zu Besuch kommen wie sauber es doch ist. Inzwischen hat sogar meine Nachbarin einen Narren an meinen Wellis gefressen und bietet bei jeder Gelegenheit an die Urlaubsbetreuung für die Lütten zu übernehmen inkl. freiwilliges putzen.
    Zu laut sind die Wellis den Nachbarn auch nicht. Wenn alles zu ist hört man sie nicht, nur bei geöffnetem Fenster sind sie natürlich zu hören. Aber auch da achte ich darauf die Ruhezeiten einzuhalten. Schließlich möchte ich selbst ja auch nicht von meinen Nachbarn mit Lärm belästigt werden.

    So wie Jasmin und viele andere Welli-Halter liebe ich meine Tiere und möchte ihnen ein schönes und artgerechtes Leben ermöglichen! Es ist so schön dem Schwarm zuzuschauen und für mich ist es nach einem harten Arbeitstag sehr entspannend das Treiben zu beobachten. Der Wellensittich ist eben ein Schwarmtier und braucht seine Artgenossen. Das merke ich jeden Tag.

    Traurig macht mich, dass Menschen, die unter der Krankheit „Animal Hoarding“ leiden nur wenig Hilfe bekommen und von der Gesellschaft noch mehr ausgegrenzt und als „unnormal“ gemieden werden. Mit der richtigen Hilfe und Aufklärung wäre beiden Seiten, den Menschen und den Tieren, gedient.
    Wütend werde ich allerdings, wenn jeder der mehr als 2 bis 4 Wellis hält als Krank und Tiersammler abgestempelt wird. Negative Schlagzeilen in der Presse machen schnell die Runde und halten sich in den Köpfen der Leute hartnäckig. Man muss nur mal den Berliner Welli-Sammler erwähnen, den kennt fast jeder. Aber keiner weiß, dass dies ein Beispiel für die Krankheit ist.
    Mir fehlt da einfach die Aufklärung, dass es sich beim „Animal Hoarding“ um eine Krankheit handelt und die Akzeptanz für diese. Aber: Nicht jeder, der einen großen Wellensittichschwarm hält ist ein krankhafter Tiersammler! Das negative Bild aus der Presse legt jedoch vielen tierlieben Haltern Steine in den Weg und macht ihnen das Leben unnötig schwer. Dabei wird jemand der 500 Teddybären oder tausende Eisenbahnen in seiner ansonsten sauberen Wohnung sammelt auch nicht als Messie bezeichnet (was ja auch eine Krankheit ist). Er wird höchstens milde belächelt. Daher kann ich diesen Artikel nur begrüßen, der einmal diesen Unterschied verdeutlicht.

    LG Katrin

    PS: Im übrigen finde ich das Infoportal insgesamt sehr informativ, weiter so! *daumen-hoch*

    Antworten
  3. Jasmin
    Jasmin sagte:

    „Ich halte in meiner Wohnung 13 Wellensittichen und liege damit deutlich höher als der Durchschnitt. Bin ich nun psychisch Erkrankt und betreibe eine Tierhortung, wenn ich einen kleinen Schwarm halte? Ich sage mal nein – ich achte darauf, dass die Wellensittiche ihre Bedürfnisse weites gehend gerecht werden. Tierartzbesuche, Futter, Wasser und die Hygiene kommen bei mir nicht zu kurz. Meine Wohnung ist sauber, so dass ich jeder Zeit Besuch empfangen kann. Und trotzdem werde ich jedes mal schief angesehen, wenn ich sage das ich 13 Vögel halte.“

    Das kenne ich auch. Ich halte 30 Wellensittiche in der Wohnung und werde auch oft schief angeguckt oder dann komplett ausgefragt. Ich denke auch nicht, dass ich erkrankt bin, da ich auch vielen behinderten Wellis ein zu Hause gebe und ich meinen Wellis auch immer gerecht werde.

    Die Menschen die wirklich betroffen sind, werden als Buhmänner hingestellt, dabei handelt es sich hier wirklich um eine Krankheit, die schnellst möglich erkannt werden muss und auch behandelt werden muss. Oft wird einfach weggeschaut und auch viele Ämter nehmen gemeldete Fälle oft nicht Ernst. Hier müssen Tiere dann in elendigen Verhältnissen weiterleben. Sowas muss sich schnell ändern.

    LG Jasmin

    Antworten

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